Donnerstag, 4. August 2011

Was ist das Geheimnis an analoger Fotografie?

Hier lüfte ich das streng gehütete Geheimnis:

Ich habe vor ca. einer Woche ein paar Utensilien und Chemikalien zum Entwickeln von S/W-Filmen bestellt. Und heute kommt eine freundliche Email vom Versender, dass er einen Teil noch nicht auf Lager hat, ich aber nächste Woche mit meiner Lieferung rechnen kann.

Erst heute früh habe ich an die Bestellung gedacht, ungefähr so: "...hm... das ist noch nicht da, hoffentlich habe ich keine falsche Adresse eingetippt...".
Aber ich habe mich nicht geärgert, war auch nicht traurig. Ich hab's nur gedacht.
Jetzt lese ich, dass es meiner Bestellung gut geht, es einfach noch eine Woche dauert.
Auch nicht schlimm, ich ärgere mich nicht, sondern freue mich auf nächste Woche.
Ich hätte im Moment eh noch nicht die Zeit und nötige Ruhe, mich ans Entwickeln zu machen...

Dabei bin ich doch eigentlich ein ganz anderer Typ:
Bei AmaZYX (Anm. d. A.: Name geändert) bin ich Prime-Kunde, weil ich alles möglichst am nächsten Tag "brauche".
Als ich noch analoge Produktfotos für meine Kunden gemacht habe, mussten die Filme oft per Express ins Labor - schlimmstenfalls auch nachts noch selbst gefahren werden - mit dem Vermerk "EILT!" - und Express zurück.
Jetzt hat man's den Kunden noch leichter gemacht, den nötigen Druck aufzubauen, denn jetzt geht alles digital.
Von der Kamera direkt in die Retusche - ohne Zeitverlusst. Da kann der Kunde doch wohl erwarten, dass er spätestens nach 24 Stunden seine auf Hochglanz polierten Ergebnisse auf dem Bildschirm hat um diese freizugeben.
Und People-Shootings...? Das selbe in grün - nur, dass man jetzt noch mehr Aufnahmen macht als früher, weil man ja keinen Assistenten zum Filme wechseln braucht.
Der hätte auch keine Chance mehr, einen Film mit der nötigen Sorgfalt innerhalb der Zeit zu wechseln - in der "man" heute (zuletzt auch dank schnellerer Blitz-Ladezeiten) die gleiche Anzahl Bilder auf die Speicherkarte schießt.
Schongarnicht bei Mittelformat.
Da bräuchte man jetzt also 2 Filmwechsel-Assistenten und mindestens 3 Filmkassetten bzw. Kleinbildkameras.

Aber an dieser Stelle soll's auch wieder genug sein.... sonst wird mir vermutlich schlecht.

Mein Fazit (das nicht sarkastisch, sondern ernst gemeint ist): Lasst Euch mit meiner Bestellung ruhig Zeit.
Nächste Woche reicht ganz leicht. Alles, was eilt, mach ich eh digital.
Und ich bin um so mehr froh, dass ich den Entschluss gefasst habe, das Analoge wieder mehr zu praktizieren - und mir auch wieder Zeit für die "andere" Fotografie zu nehmen, die es da auch noch gibt.
Ob technisch besser oder schlechter, ob später dann doch digitalisiert und bearbeitet - das spielt dabei garkeine Rolle - es ist der Zeitfaktor, der das analoge so sympathisch macht - und das oft auch im Endergebnis.

An dieser Stelle - ich wünsche Euch, dass Ihr Zeit hattet, diesen langen Text zu lesen! Vielleicht habt ja auch Ihr noch ein paar Filme im Kühlschrank, die eigentlich 2006 abgelaufen sind...

Tobias

3 Kommentare:

  1. Ich hab grad die analoge Knipserei an den Nagel gehängt. Ich war irgendwie der letzte im Mittelformat, hatte ich den Eindruck. Ok, s/w werde ich noch was machen, aber ich hatte keine Lust mehr, Dias zu scannen. Jetzt hab' ich mir 'ne digitale Mittelformatknipse zugelegt. Macht echt Spaß.
    Grüße!

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  2. Gern würde auch ich wieder analog fotografieren, nur leider ist mir die Digitalisierung der analogen Fotos zu teuer geworden, nachdem AGFA in München pleite gegangen ist.

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  3. Also, wenn's nochmal interessant wäre: Ich habe einen Trommelscanner bei mir stehen und bin gerne bereit über Sondertarife zu verhandeln :)

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